Jubiläumsfonds: Geförderte Projekte 2019

SwimCity - Der Einfluss von Hochwässern und Starkregen Ereignissen auf kurzzeitige Änderungen der Wasserqualität in urbanen Oberflächengewässern

Dr. Sílvia Cervero-Aragó (MedUni Wien, Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie), Dr. Julia Derx (TU Wien, Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie)

Die nachhaltigen Entwicklungsziele der UN fordern die Sicherstellung einer ausreichenden Qualität und sicheren Nutzung von urbanen Wasserressourcen. Klimawandel, Städtewachstum und Bevölkerungswachstum können die Wasserqualität jedoch beeinflussen. Klimaberichten zufolge kann es in Zukunft zu häufigeren und intensiveren Starkregen Ereignissen kommen, und zu erhöhten Durchflussraten von Flüssen. Parallel dazu wird geschätzt, dass 75% der Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 in urbanen Gebieten leben wird. Durch den drastischen Anstieg der Urbanisierung werden die Flächen undurchlässiger Böden zunehmen und die Versickerungsmengen abnehmen.

Die Anwesenheit von humanen und tierischen Krankheitserregern in Wasser weist auf eine fäkale Kontamination hin. In Städten werden diese Kontaminationen in Oberflächen- und Grundwasser durch die Einleitung von Abwässern, oder im Fall von Starkregen durch Mischwasserüberläufe oder Oberflächenabflüsse verursacht. Durch vermehrte Mischwasserüberläufe kann sich die Qualität der urbanen Wasserressourcen verschlechtern und dadurch ein erhöhtes Risiko bei der Verwendung zur Trinkwasserproduktion, bei der Freizeitnutzung und der Bewässerung für die Gesundheit darstellen.

Zurzeit ist es unklar wie im Bereich der Wasserwirtschaft auf diese Schwierigkeiten reagieren werden soll. Untersuchungen zu den Folgen von Starkregen und Hochwässern auf die kurzzeitigen Änderungen der Wasserqualität in Städten und den notwendigen Infektionsschutz werden dringend benötigt.

Das Ziel dieses Projekts ist es daher den Einfluss von Hochwässern und Starkregenereignissen auf die Qualität von zwei repräsentativen urbanen Gewässern zu untersuchen. Ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlern wendet zu diesem Zweck einen gesamtheitlichen Ansatz an, der auf einer Kombination von Monitoring und Modellierungstechniken nach dem Stand der Forschung basiert. Zu den Monitoring Methoden zählen fortschrittliche genetische quantitative mikrobielle Source-tracking Methoden, Analysen von Standardfäkalindikatoren (SFI) und molekulare Methoden zur Quantifizierung und Genotypisierung von Cryptosporidium, einem Referenzpathogen, das als eines der am häufigsten vorkommenden protozoischen Krankheitserreger weltweit gilt. Die gewonnen Daten während Starkregenereignissen und Hochwässern werden für die Überprüfung eines hydrologischen mikrobiellen Transportmodells verwendet. Die Berechnungen werden einen Einblick geben, wie sich die Mikroorganismen in potenziellen menschlichen und tierischen Fäkalquellen während des Transports verhalten. Die Projektergebnisse können zur Abschätzung des notwendigen Infektionsschutzes und zur Entwicklung nachhaltiger Strategien verwendet werden, um eine sichere Nutzung urbaner Gewässer zu gewährleisten. Dieses Projekt ist eine gemeinsame Kooperation des ICC Water & Health (www.waterandhealth.at).


CHAP - Climate, Health and Population - Climate Change and Differential Vulnerabilities in the Metropolitan Area of Vienna

Dr. Erich Striessnig (ÖAW, Institut für Demographie), Dr. Roman Hoffmann (ÖAW, Institut für Demographie) in Zusammenarbeit mit Dr. Maya Muttarak (International Institute for Applied Systems Analysis, IIASA)

Der Klimawandel und seine Konsequenzen stellen Bevölkerungen weltweit vor zunehmende Herausforderungen. Ein Thema, das bislang im österreichischen Kontext nur wenig Beachtung gefunden hat, stellen die Folgen sich verändernder klimatischer Bedingungen für die Gesundheit insbesondere im städtischen Raum dar. Das durch den Jubiläumsfonds der Stadt Wien für die Österreichische Akademie der Wissenschaften geförderte Projekt „Climate, Health and Population  – Climate Change and Differential Vulnerabilities in the Metropolitan Area of Vienna“(CHAP), untersucht die Folgen sich verändernder Umweltbedingungen auf die Gesundheit der BewohnerInnen in der Metropolregion Wien. Ein besonderer Fokus wird auf kurz- und langfristige Veränderungen in der Temperatur/thermische Veränderungen gelegt, die insbesondere für wachsende Ballungszentren wie Wien eine zunehmende Bedrohung darstellen. Das Projekt hat zwei zentrale Zielsetzungen: Zum einen soll mit Hilfe von historischen Daten und räumlichen Modellen erforscht werden, wie sich Temperaturextreme, wie beispielsweise Hitzewellen oder Kälteepisoden, auf die Morbidität und Mortalität in unterschiedlichen Bezirken in Wien und dem Umland auswirken. Aufbauend auf diesen Analysen und verschiedenen Szenarien für mögliche Klimaveränderungen und Bevölkerungsdynamiken sollen zukünftige Gesundheitsherausforderungen prognostiziert werden, um so eine bessere Planung des städtischen Gesundheitswesens und der Vorsorge zu gewährleisten. Da sich klimatischer und demographischer Wandel gegenseitig verstärken können, wird eine integrative Perspektive angestrebt, die beide Dynamiken in den Blick nimmt. Neben der Umwelt und sozialen Faktoren werden mit Hilfe von Methoden der Fernerkundung Aspekte der Infrastruktur und städtischen Bebauungsweise in den Blick genommen, die einen Einfluss auf die Stärke des Zusammenhangs zwischen Umwelteinflüssen und der Gesundheit der BewohnerInnen nehmen können. So können beispielsweise die Art und Weise der Bebauung sowie das Vorhandensein ausreichender Grünflächen den schädlichen Effekt von Hitze abmildern. Die aus dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse haben eine hohe Relevanz, nicht nur für die weitere akademische Forschung, sondern auch für die Gestaltung von Maßnahmen, die eine bessere Vorbereitung auf zukünftige Klima- und Bevölkerungsveränderungen ermöglichen. 


VIENNACLIMATEGAME - Klimaspiele in der Stadt Wien

Dr. Helga Pülzl, Frau Dr. Sarah Nash (BOKU Wien, Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik)

In den letzten Monaten hat der Klimawandel nicht nur auf globaler Ebene und den Nationalstaaten, sondern auch in der Bundes- und Stadtpolitik eine herausragende Stellung in der Politik eingenommen. Viele Städte verfolgen eine ehrgeizigere Klimapolitik als die Länder, in denen sie sich befinden. Gleichzeitig wird immer deutlicher, dass junge Menschen an vorderster Front auf Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels drängen, wie es die Freitags-für-Zukunft-Bewegung verkörpert. Damit zeigen junge Menschen, dass sie nicht nur passive Empfänger und Empfängerinnen von Klimapolitik sein wollen, sondern den öffentlichen Diskurs aktiv mitgestalten und sich in politische Prozesse einbringen. Die Klimaspiele in der Stadt Wien machen daher sowohl auf die Wichtigkeit der Stadt - Wien - für Klimaaktion als auch auf die Unterstützung junger Menschen im Kampf gegen den Klimawandel aufmerksam.

Ziel dieses Projekts, in dem Workshops an Wiener Schulen als zentrales Element der Forschung durchgeführt werden, ist es, ein besseres Verständnis dafür zu erlangen, wie junge Bürgerinnen und Bürger ihre Klimazukunft sehen und was sie als notwendige und mögliche Klimaaktionen in der Stadt Wien betrachten. Die gemeinsame Durchführung von Workshops soll junge Menschen bestärken und ihnen eine Stimme geben, um sich bereits in jungen Jahren den Herausforderungen des Klimawandels zu stellen. Im Mittelpunkt des Projekts steht die Entwicklung eines Klima-Aktionsspiels, das ihnen als Werkzeug dienen soll, um die Rollen verschiedener Akteurinnen und Akteuren bei der Entwicklung von Klimaschutzmaßnahmen in der Stadt Wien zu untersuchen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Spiels sollen einen Konsens zu Mechanismen und Instrumenten für Klimamaßnahmen in Wien finden, wobei einzelne Spielerinnen und Spieler gleichzeitig das Ziel haben, andere davon zu überzeugen, ihre bevorzugten Strategien zu unterstützen. Die gesellschaftliche und politische Komplexität der Entwicklung von Klimamaßnahmen in der Stadt wird auf diese Weise verdeutlicht.

Um eine Langlebigkeit über den Zeitraum dieses Projekts hinaus zu erreichen, wird das im Projekt entwickelte Spiel zusammen mit begleitenden Unterrichtsmaterialien veröffentlicht und den Wiener Schulen zur Verfügung gestellt. Damit können Lehrkräfte die Ressource eigenständig im Unterricht einsetzen. Das Projekt Klimaspiele in der Stadt Wien schlägt auch eine Brücke zwischen jungen Bürgerinnen und Bürgern und politischen Gemeinschaften, indem die Ergebnisse des Projekts den politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern in der Stadt Wien direkt mitgeteilt werden. Junge Bürgerinnen und Bürger umfassen nicht nur die nächste Wähler- und Wählerinnengeneration, sondern auch die, die am stärksten mit der Verantwortung für die Maßnahmenumsetzung belastet sind, die dem Klimawandel entgegenwirken. Darüber hinaus kann ein tieferes Wissen über deren Wahrnehmung von Klimaschutzmaßnahmen auf Stadtebene direkt in die Stadtstrategie einfließen.