25.09.2023 | Tag des Denkmals

400 Besucher:innen reisten durch 400 Jahre Wissenschaftsgeschichte

Eine Reise vom 21. Jahrhundert in das 16. Jahrhundert und von dort über die Wiener Moderne wieder zurück in die Gegenwart – das konnten die rund 400 Besucher:innen am Tag des Denkmals an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) erleben.

Hunderte Besucher:innen gewannen am Tag des Denkmals einzigartige Einblicke in den Campus Akademie der ÖAW. © BIG/ÖAW/Daniel Hinterramskogler

Den Ausgangspunkt der Reise durch die Welt der Architektur bildete beim Tag des Denkmals der generalsanierte Campus Akademie im Herzen der Wiener Innenstadt. Bei vier Führungen konnten kultur- und wissenschaftsinteressierte Menschen am 24. September in die Geschichte des Alten Universitätsviertels eintauchen, dessen heutige Gestalt aus dem Ende des 16. Jahrhunderts stammt. Die Wurzeln des Gebäudeensembles reichen tatsächlich aber noch weiter zurück: 1385 wurde hier mit dem Collegium Ducale die Universität Wien begründet.

Moderne Forschung trifft Wissenschaftstradition

Heute befinden sich im Campus-Areal zwischen Bäckerstraße und Postgasse nach einer wechselvollen Geschichte wieder wissenschaftliche Einrichtungen. Mehrere Institute der ÖAW aus den Geistes- und Kulturwissenschaften sind im 2022 gemeinsam mit der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) modernisierten Campus angesiedelt. Moderne Forschung trifft auf eine lange Wissenschaftstradition.

Das wurde für die Besucher:innen besonders eindruckvoll in der denkmalgeschützten Bibliothek des Campus deutlich. Kunsthistorisches Prunkstück des modern ausgestatteten, historischen Lesesaals ist ein Deckenfresko aus dem Jahr 1734. Es zeigt die Theologie und die Vielfalt der Wissenschaften der damaligen Zeit in einem farbenprächtigen Himmelsgewölbe. Heutige Besucher:innen können das Fresko an einem großen Touchscreen nicht nur von der Entfernung sondern auch ganz aus der Nähe bewundern.

Nicht weniger eindrucksvoll ist auch das Deckenfresko im Hauptgebäude der ÖAW. Im großzügigen Festsaal sind – mit dem Kaiserpaar Maria Theresia und Franz I. im Zentrum – die Wissenschaften Theologie, Jurisprudenz, Medizin und Philosophie zu sehen. Anders als heute, umfasste die Philosophie zur damaligen Zeit auch die Physik – und damit machte die Reise am Tag des Denkmals einen Quantesprung in die unmittelbare Gegenwart.

Quantensprung zum Nobelpreis

Erstmals öffnete auch das Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der ÖAW in der Wiener Boltzmanngasse im 9. Bezirk seine Pforten. Das Institut an dem Nobelpreisträger Anton Zeilinger forscht, ist ein geschichtsträchtiger Ort. „Heute um 11 Uhr vormittags fand die Eröffnung des Instituts für Radiumforschung statt“, schrieb Die Neue Freie Presse am 28. Oktober 1910. Eduard Sueß, Präsident der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, sowie weitere Honoratioren waren zugegen. Erzherzog Rainer eröffnete das Institut mit den Worten: „Ich wünsche, daß dieses Institut eine Stätte segensreicher Arbeit werden möge“.

Der Wunsch ist längst Wirklichkeit geworden. 2022 erhielt ÖAW-Quantenphysiker Anton Zeilinger den Nobelpreis, ein großer Teil seiner Forschungsarbeit fand am ÖAW-Institut statt. Wie moderne Quantenforschung in einem Labor aussieht, wie Verschränkung funktioniert, und warum am Dach des Gebäudes heute ein Teleskop steht, konnten Besucher:innen bei einer exklusiven Führung durch Quantenphysiker:innen erfahren.

Um die Jahrhundertwende wurde auch ein anderer Meilenstein der Wiener Baugeschichte eröffnet. Die von Otto Wagner entworfene Postsparkasse. Lange Zeit ein Ort an dem Geld ausgetauscht wurde, findet dort heute ein Austausch der Ideen statt. Seit dem vergangenen Jahr ist die Postsparkasse ein Haus der Wissenschaft und Kunst, in dem Einrichtungen der ÖAW sowie weiterer Wissenschaftsinstitutionen wie dem Wissenschaftsfonds FWF und der Universität für Angewandte Kunst untergebracht sind. Vier Führungen ermöglichten den Besucher:innen am Tag des Denkmals einen Blick hinter die Kulissen dieses Baujuwels der Wiener Moderne zu werfen – von der berühmten Kassenhalle, über die prachtvollen Gouverneursbüros bis hin zu den schwungvoll geformten Stiegenhäusern, die bis heute ein physisches Erlebnis darstellen.

Wer am Ende der Reise durch die Jahrhunderte eine Stärkung brauchte, konnte im Café Exchange in der Kassenhalle Kaffee und Kuchen zu sich nehmen und bei einer virtuellen Reise durch den Campus Akademie am Mobiltelefon die Eindrücke von hunderten Jahren Wissenschaftsgeschichte gemütlich Revue passieren lassen.


Impressionen

 

Auf einen Blick

Tag des Denkmals 2023