08.03.2024 | Weltfrauentag

Social Media als Werkzeug gegen Fake news

Auf Instagram zeigt Elka Xharo als "The Sciency Feminist", wie man Verschwörungstheorien und Wissenschaftsfeindlichkeit entgegentritt. Bevor sie bei der Langen Nacht der Forschung 2024 an der ÖAW dazu spricht, erklärt sie anlässlich des Weltfrauentags im Gespräch, wie man den Kampf gegen Fake News aufnimmt und wie es um die Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft bestellt ist.

Frauen in der Wissenschaft, Verschwörungstheorien und Wissenschaftskommunikation: Das findet ihr auf Elka Xharos Instagram-Account "The Sciency Feminist".

Verschwörungstheorien tragen oft sexistisches, rassistisches und antisemitisches Gedankengut in sich. Um diesen Erzählungen entgegenzutreten, braucht es einen langen Atem - und Tools zur Argumentation. Elka Xharo ist in diesen Debatten besonders versiert. Auf ihrem Instagram-Account gibt sie als “The Sciency Feminist” ihren Follower:innen Tipps, wie man mit Wissenschaftsfeindlichkeit und Fake News umgehen kann. Im Rahmen der Langen Nacht der Forschung wird sie am 24. Mai 2024 an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) dazu einen Vortrag halten. Bereits jetzt gibt sie im Gespräch Einblicke in ihren Erfahrungsschatz.

Fake News oder Aufklärung? Wissenschaft auf Social Media

Du bist auf Instagram als “The Sciency Feminist” bekannt und betreibst dort Wissenschaftskommunikation. Warum hast du damit begonnen?

Elka Xharo: Gestartet hat es in der Covid-Pandemie. Das Thema Wissenschaftsvermittlung hat mich damals sehr beschäftigt. Mir ist klar geworden, wozu Wissenschaftsfeindlichkeit führen kann - dass sie in einer Pandemie wirklich Menschenleben in Gefahr bringen kann. Die Impfung war ein sehr großes Thema, auch für mich persönlich, weil es aufgrund von Covid vier Todesfälle in meiner Familie in Albanien gab. Mir ist zwar klar, dass ich mit meinem Account keine Impfgegner:innen erreichen werde, aber ich möchte Menschen Tools in die Hand geben, um in ihrem Umfeld einfach argumentieren zu können. Ich habe auch die Rückmeldungen meiner Community bekommen, dass es dafür einen großen Bedarf gibt.

Ich möchte Menschen Tools in die Hand zu geben, um in ihrem Umfeld einfach argumentieren zu können.

Wie gut eignet sich Social Media für Wissenschaftsvermittlung?

Xharo: Ich glaube, es muss mehrere Plattformen für Wissenschaft geben. Das ist kein Entweder-oder. Manche Menschen lesen wissenschaftliche Papers, manche Zeitungen und manche sind (nur) auf den Sozialen Medien unterwegs. Jede Plattform hat ihre Berechtigung und jede erreicht eine andere Zielgruppe. Das heißt, man muss alle Plattformen, die möglich und sinnvoll sind, bespielen, anstatt sie gegeneinander auszuspielen. Die Alternative wäre, dass manche Menschen nie in Kontakt mit Wissenschaft kommen.

Frauen in der Wissenschaft

Am 8. März ist der Weltfrauentag. Ein Fokus auf deinem Kanal sind Frauen in der Wissenschaft. Wie steht es denn deiner Meinung nach um die Sichtbarkeit von Forscherinnen heutzutage?

Xharo: Ich glaube, es hat sich viel gebessert, aber eine Benachteiligung, die sich über Jahrhunderte entwickelt hat, kann man nicht in wenigen Jahren überwinden. Da gibt es noch viel zu tun. Die Probleme kommen heute subtiler daher. Es geht zum Beispiel um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sowie unbezahlte Hausbarbeit und Kindererziehung. Außerdem wird Männern noch immer mehr Kompetenz zugesprochen als Frauen, wie man in vielen psychologischen Experimente nachweisen konnte. Ich habe auf meinem Kanal sehr viel über die sogenannten “Matildas” gesprochen. Das sind die Frauen, deren Leistungen im Laufe der Geschichte Männern zugeschrieben wurden. Die Berühmteste ist Rosalind Franklin, ohne die die Entdeckung der Struktur der DNA einfach nicht möglich gewesen wäre und deren Leistungen nicht anerkannt wurden. Da gibt es sehr viele Beispiele und ich finde es wichtig, dass sie immer mehr Beachtung bekommen.

Argumente gegen Verschwörungstheorien

Wie begegnest du Verschwörungstheorien oder Fake News in den Sozialen Medien?

Xharo: Meistens habe ich es mit Diskussion versucht – auch gemeinsam mit meinen Follower:innen. Auf Social Media diskutiert man nicht unbedingt, um Trolle zu bekehren, sondern vor allem für die schweigenden Mitleser:innen, die sich vielleicht ähnliche Fragen gestellt haben. Deswegen macht es oft Sinn, in diesen Austausch zu gehen, auch wenn es manchmal sehr mühsam ist. Bei Hassnachrichten sollte man allerdings nicht davor zurückschrecken, diese Personen zu melden und zu blockieren.

Auf Social Media diskutiert man nicht unbedingt, um Trolle zu bekehren, sondern vor allem für die schweigenden Mitleser:innen.

Du wirst im Rahmen der Langen Nacht der Forschung einen Vortrag zum Thema Verschwörungstheorien halten. Wie können wir denen entgegentreten?
Xharo: Die Wissenschaftsskepsis in Österreich beginnt für mich schon im Kleinen, z.B. bei Homöopathie oder Astrologie. Es heißt zwar oft, diese Themen seien harmlos und täten niemandem weh, aber es fördert unwissenschaftliches Denken. Deshalb sollte allgemeine Wissenschaftsbildung schon da ansetzen. Verschwörungstheorien oder besser Verschwörungserzählungen - “Theorien” suggeriert immerhin, diese Ideen wären überprüft und valide - sind nur die Spitze des Eisbergs. Es gibt einige Plattformen in Österreich wie “mimikama”, die diese Verschwörungserzählungen punktuell widerlegen, aber wir müssen schon bei der Wurzel beginnen und allgemein über Wissenschaft sprechen.

Wie kann man das Vertrauen in die Wissenschaft stärken?

Xharo: Der Schlüssel ist ein allgemeines Verständnis, wie Wissenschaft funktioniert. In der Pandemie war es für viele Menschen eine Überraschung, dass sich die kommunizierten Informationen immer wieder geändert haben. Aber ein wichtiger Teil von Wissenschaft ist es eben, die eigenen Ergebnisse in Frage zu stellen, zu reflektieren und zu widerlegen. Das ist die Stärke, nicht die Schwäche der Wissenschaft – so funktioniert eben wissenschaftliche Erkenntnisgewinn. Das muss nicht nur in den Schulen gelehrt werden, sondern wir müssen auch bei den Erwachsenen immer wieder ansetzen - zum Beispiel durch Social Media oder Citizen Science Projekte, wo versucht wird, die Bevölkerung in Forschungsprojekte einzubinden und die Wissenschaft vom Image des Elfenbeinturms loszulösen.

Elka Xharo © Lisa Lux

 

AUF EINEN BLICK

Elka Xharo, bekannt als “The Sciency Feminist” auf Instagram, beschäftigt sich mit Wissenschaftsvermittlung in Sozialen Medien. Sie war lange Zeit im Gesundheitswesen tätig, hat medizinische Informatik und Biomedical Engineering an der Technischen Universität Wien studiert und ist derzeit Academic Expert & Lecturer an der FHWien der WKW im Bereich Digital Economy. Im Rahmen der Langen Nacht der Forschung wird sie an der ÖAW einen Vortrag zum Thema Verschwörungstheorien halten.

Lange Nacht der Forschung 2024