28.09.2023 | Wissenschaftsvermittlung

Begeisterung ist der Schlüssel

Wissenschaft hilft, die Welt besser zu verstehen – und bedient die Neugier, die grundmenschlich ist. Die European Researchers‘ Night möchte besonders junge Menschen für Forschung begeistern – mit dabei sind wie jedes Jahr zahlreiche Forscher:innen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Bei der European Researchers‘ Night am 29. September werden spannende Einblicke in Wissenschaft und Forschung geboten. © BEE/Simon Kupferschmied

Erst pfeift es, dann rauscht es – und dann ist die Stimme des Kaisers Franz Joseph zu hören. Fast euphorisch spricht er auf dem 120 Jahre alten Tondokument über die Vorzüge der damals neuen Phonogrammtechnik. Aufgenommen wurde das Stimmporträt im Sommer 1903 mit einem tragbaren Aufnahmegerät in der Kaiservilla in Bad Ischl, nachzuhören im Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), dem weltweit ältesten wissenschaftlichen Schallarchiv.

Was der alte Kaiser auf der historischen Tonspur sagt, begeistert auch eine Gruppe von 10- bis 12-Jährigen. Sie sind Teilnehmer:innen des ÖAW-Workshops „Von sprechenden Trommeln und knurrenden Fischen – Einzigartiges aus dem Phonogrammarchiv“. Die Kinder lauschen aufmerksam und lassen sich auch von den lästigen Störgeräuschen nicht irritieren. Ihre Aufgabe: Die Lücken in der Transkription des kaiserlichen Stimmporträts zu füllen. Ein Auftrag, der erst nach mehrmaligem Abhören gelingt.

Für das kulturelle Erbe der Menschheit sensibilisieren

„Close Listening“ ist der in der Wissenschaft gebräuchliche englische Terminus dafür, erklärt Katharina Thenius-Wilscher. Sie ist Musikwissenschaftlerin am Phonogrammarchiv der ÖAW und Co-Workshopleiterin. Gemeinsam mit dem Anglisten Christian Liebl schildert sie den Schüler:innen die Entwicklung der Aufnahmetechnik während der vergangenen 120 Jahre, gibt Einblicke in die Sammlung des Archivs und lässt sie in unterschiedliche analoge Ton- und Videoträger hineinhören. „Dies erscheint uns wichtig, da den Jugendlichen ja oft nur mehr Digitales vertraut ist“, sagt Liebl.

Welche positiven Entwicklungen dadurch bei jungen Menschen angestoßen werden können? Die ÖAW-Forscher:innen legen Wert darauf, Jugendlichen spielerisch ein größeres Verständnis für die historische Dimension zu vermitteln und sie auch für jenes kulturelle Erbe der Menschheit zu sensibilisieren, das sich nicht in Museen befindet: das audiovisuelle Erbe. „Selbst in Zeiten wie diesen, wo die Jugendlichen dank des Internets globales Wissen jederzeit abrufen können, ist wohl den wenigsten bewusst, welche Sprachenvielfalt beispielsweise in Ozeanien herrscht. Oder welch faszinierende Forschungen im Bereich der Ethnomusikologie möglich sind“, sagt Musikwissenschaftlerin Thenius-Wilscher.

Erfahren, wie Wissenschaft funktioniert

Und wie kann man die Neugierde junger Menschen fördern? „Vor allem muss man selbst die nötige Portion Enthusiasmus mitbringen, damit der Funke überspringt“, ist ÖAW-Forscher Liebl überzeugt. Mit ihrem Workshop wollen sie Schüler:innen fördern, aber nicht überfordern. Wichtig ist es, bei jungen Menschen Assoziationen zu bereits Vertrautem zu wecken. „Soweit unsere Erfahrung zeigt, interessieren sich die Jugendlichen am meisten für die Vielfalt an Sprachen und Musikstilen der Welt“, so die Wissenschaftler:innen.

Mit dabei sind Katharina Thenius-Wilscher und Christian Liebl mit ihrem Workshop auch bei der diesjährigen European Researchers‘ Night am 29. September in Wien. Jedes Jahr zur gleichen Zeit findet diese in verschiedenen europäischen Städten statt. Dabei geht es darum, Neugier auf Wissenschaft und Forschung zu wecken. In zahlreichen Stationen und Workshops wird dabei die Gelegenheit geboten, Wissenschaftler:innen persönlich kennenzulernen und mehr über ihre Forschung und ihren Berufsalltag zu erfahren.

 

AUF EINEN BLICK

European Researchers‘ Night
Termin:
29. September 2023, 15:00 - 24.00 Uhr

In Wien:
Universität für Angewandte Kunst
Vordere Zollamtstraße 7
1030 Wien

Die Programmpunkte der ÖAW:

Österreichisches Archäologisches Institut der ÖAW: Sherlock Bones: In Knochen die Vergangenheit lesen

Institut für Weltraumforschung der ÖAW: Aufbruch zu Jupiter und seinen Eismonden

Phonogrammarchiv der ÖAW: Von sprechenden Trommeln und knurrenden Fischen - Einzigartiges aus dem Phonogrammarchiv

Institut für Technikfolgenabschätzung der ÖAW: Klimafreundlich Einkaufen – leicht gemacht! Wie Du Verschwendung stoppen und der Umwelt helfen kannst

Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage der ÖAW: Das ABC der Dialekte – historische Sprachnotizen digital erforschen

IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie der ÖAW: Von Miniorganen zu großen Erkenntnissen: wie Organoide zur Erforschung von Entstehung und Behandlung von Krankheiten beitragen

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