Di, 30. April 2024 | Kategorie Blog

Irmgard Griss im Gespräch

Warum entschied sich Irmgard Griss für eine Karriere als Richterin und was hat ihre Berufswahl mit ihren Gesangskünsten zu tun? Wie steht es um Österreichs Demokratie und wie lösen wir die derzeit größten Probleme? Diese Fragen und noch viele mehr beantwortete uns Irmgard Griss im Rahmen eines äußerst spannenden Studienstiftungsgesprächs in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Text: Alessandro Rodia

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Ursprünglich strebte Irmgard Griss eine Karriere als Lehrerin an, jedoch verhinderten "stimmliche Defizite" dieses Ziel. Dennoch hat sie mit ihrem Harvard-Abschluss und einer bemerkenswerten Karriere in der Justiz, die sie bis zur Präsidentin des Obersten Gerichtshofs (OGH) führte, sowie ihrer Leitung der Hypo-Untersuchungskommission (Causa Hypo Alpe Adria) und ihrer beachtlichen Stimmenzahl bei der Bundespräsidentenwahl 2016 (18,9%), wie auch dem goldenen Ehrenzeichen der Republik Österreich bedeutende Erfolge erzielt, die sie somit vielleicht sogar ein wenig ihren Gesangskünsten verdankt :).

Für Irmgard Griss ist es von größter Bedeutung, etwas im Leben bewirken zu können und die Möglichkeit zu haben, Veränderungen herbeizuführen. Der Richterberuf bereitete ihr große Freude, und selbst als erste Frau im Amt der OGH-Präsidentin wollte sie weiterhin als Richterin tätig sein, denn "in den Akten spiegelt sich das Leben wider". Als erfolgreiche Richterin soll man Leute respektieren und sich in sie hineinversetzen können, meint Griss, außerdem ist es ein Job, der Leistung sehr fördert. Mit Personen zusammenzuarbeiten, auf die sie sich fest verlassen kann, schätzt sie sehr.

Ein zentraler Punkt in der Diskussion war die Bildung, die Irmgard Griss als eine der größten Baustellen Österreichs betrachtet. Sie befürwortet eine frühzeitige Bildung durch Ganztagsschulen, die Förderung von Medienkompetenz und die Sensibilisierung dafür, dass jeder Schaden an der Gemeinschaft auch einen individuellen Schaden darstellt. Auch betont sie nochmals, dass die Rechtswissenschaft immer nur Leitplanken aufstellen, jedoch keine Einstellungen verändern kann.

Weiters diskutierten wir die Probleme des Föderalismus und Populismus in Österreich und bekamen spannende Einblicke in die Arbeit der Hypo-Untersuchungskommission, die Bundespräsidentenwahlen und Irmgard Griss‘ Zeit als Juristin.

Wir möchten uns bei Irmgard Griss für die lustigen Anekdoten, spannenden Erfahrungen und das anregende Gespräch bedanken!